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Political Correctness
Skandal im Hörsaal: 'Contra' zeigt die Grenzen des Sagbaren
16.07.2024, 09.07 Uhr
von Jasmin Herzog
Weil er die Naima Hamid (Nilam Farooq) vor einem bvollbesetzten Hörssal bloßgestellt hat, soll sich Prof. Dr. Richard Pohl (Christoph Maria Herbst) durch ein spezielles Coaching rehabilitieren. Fotoquelle: ARD Degeto/2020 Constantin Film Verleih GmbH
"Contra" mit Christoph Maria Herbst und Nilam Farooq in den Hauptrollen ist die Neuverfilmung eines französischen Kinoerfolgs. Fotoquelle: ARD Degeto/2020 Constantin Film Verleih GmbH
Prof. Dr. Richard Pohl (Christoph Maria Herbst) gibt der Studentin Naima Hamid (Nilam Farooq) Rhetorik-Nachhilfe. Fotoquelle:ARD Degeto/2020 Constantin Film Verleih GmbH
Hauptdarstellerin Nilam Farooq hält politisch inkorrekten Humor nicht per se als schlecht: ""Wenn das Ganze auf eine gute Botschaft hinausläuft, kann es manchmal ganz gut sein, zu provozieren", sagte sie in einem Interview. Fotoquelle:ARD Degeto/2020 Constantin Film Verleih GmbH
Universitätspräsident Alexander Lambrecht (Ernst Stötzner, rechts) ist wenig erfreut über die Aufmerksamkeit, die seiner Bildungseinrichtung dank Juraprofessor Richard Pohl (Christoph Maria Herbst) zuteil wird. Fotoquelle: ARD Degeto/2020 Constantin Film Verleih GmbH
'Contra' erzählt die Geschichte von Jura-Professor Richard Pohl, der nach einer fremdenfeindlichen Bemerkung gegenüber Studentin Naima Hamid vor dem Disziplinarausschuss steht. Regisseur Sönke Wortmann beleuchtet die Grenzen des Sagbaren im universitären Kontext. Jetzt im ARD SommerKino 2024 zu sehen.
Contra
Tragikomödie • 15.07.2024 • 20:15 Uhr
"In meinem Kulturkreis bedeutet Pünktlichkeit noch etwas", schimpft Prof. Dr. Richard Pohl (Christoph Maria Herbst), als die Studentin Naima Hamid (Nilam Farooq) zu spät zu seiner Jura-Vorlesung erscheint. Die fremdenfeindliche Bemerkung sorgt für Entsetzen unter den Studentinnen und Studenten, und ein Video des Vorfalls geht schnell viral. Drei Jahre nach dem großen Kinoerfolg der bitterbösen Komödie "Der Vorname" setzt sich Sönke Wortmann in "Contra" mit dem Thema der Political Correctness im universitären Umfeld auseinander. Knapp drei Jahre nach dem Kinostart ist der Film nun erstmals im Rahmen der Sendereihe "ARD SommerKino 2024" im Ersten zu sehen.
Der Ruf von Pohls Universität ist durch den Vorfall bedroht, also zwingt Universitätspräsident Alexander Lambrecht (Ernst Stötzner) seinen Freund und Kollegen zu seinem besonderen Deal: Wenn es ihm gelingt, die Erstsemesterstudentin Naima für einen bundesweiten Debattier-Wettbewerb fit zu machen, dürften Pohls Chancen vor dem unausweichlichen Disziplinarausschuss deutlich besser stehen. Ein Deal, der weder beim Professor noch bei seiner Studentin auf Begeisterung stößt.
Nach einer französischen Vorlage
Regisseur Sönke Wortmann scheint ein Freund französischer Filme zu sein – und er scheint überzeugt, es mindestens genauso gut zu können wie seine Kollegen und Kolleginnen aus unserem Nachbarland. Schon mit "Der Vorname" verfilmte Wortmann einen französischen Publikumshit, und auch "Contra" basiert nun auf einer Filmvorlage auf Frankreich: "Die brillante Mademoiselle Neïla" gewann 2018 einen César und war in zwei weiteren Kategorien für den wichtigsten französischen Filmpreis nominiert. Für ihre Darstellung der Naima wurde "SOKO Leipzig"-Star Nilam Farooq 2020 mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet. Darüber hinaus erhielten Regisseur Wortmann und die Produzenten Christoph Müller und Tom Spieß den Publikumspreis des Europäischen CIVIS Medienpreises für Integration und kulturelle Vielfalt.
In "Contra" geht es um die Grenzen des Sagbaren. In diesem Zusammenhang sprach Wortmann im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" anlässlich des Kinostarts von "Contra" auch über Rassismus-Vorwürfe gegen Filme wie "Vom Winde verweht": "Ich bin überhaupt sehr skeptisch, was alle Zugeständnisse betrifft, mit denen man die freie Meinungsäußerung einschränkt", sagte Wortmann. Jede Art von Zensur oder Selbstzensur sei schwierig, fuhr der heute 64-Jährige fort. Die immer häufiger zur Anwendung kommende Triggerwarnung vor älteren Filmen mit entsprechenden Inhalten findet der Regisseur allerdings gut: "So kann jeder selbst entscheiden, was er sich zumutet und was nicht."
"Es kann manchmal ganz gut sein, zu provozieren"
Auch Hauptdarstellerin Nilam Farooq hält politisch unkorrekten Humor nicht per se als falsch: "Wenn das Ganze auf eine gute Botschaft hinausläuft, kann es manchmal ganz gut sein, zu provozieren", erklärte sie im Interview mit der Schweizer Kino-Website "OutNow": "Ich finde die Geschichte, die wir erzählen, ganz toll und wir zeigen nicht mit dem Finger auf jemanden. Die Sätze, die im Film fallen, sollen durch das Provozieren ja auch politisch nicht ganz korrekt sein. Das entspricht auch der Realität, denn wer ist schon immer politisch korrekt? Ich mag es, wenn Filme Realitäten abbilden und damit eben auch eine Botschaft aussenden, die hoffentlich in dem einen oder anderen Kopf etwas bewirkt."
Contra – Mo. 15.07. – ARD: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH